
Viele alte und hohe Bäume stehen im Torgauer „Entenfang“. Sie überragen die alte und zerbrechlich wirkende Bühnenkonstruktion, die mitten unter ihre weiten Kronen gestellt ist.
Ringsum weite Wiesenflächen und irgendwo da hinten stehen wieder Bäume, wie ein Saum, von der Natur gepflanzt. Dieser schöne Flecken Natur gibt seinen Bewohnern Ruhe und Abgeschiedenheit. Seinen Besuchern schenkt er Entspannung, Erholung aber auch die Chance auf Begegnung, Miteinander, Intimität.
Das ist es, was die Unentwegten vom CÄSAR-Fanclub „Weggefährten“ brauchen und ganz besonders auch in diesem Jahr dort wieder finden. Es ist wieder einmal die Möglichkeit, sich zu treffen und miteinander in Ruhe zu reden. In diesem Jahr ist dieser Ort außerdem die Oase der Besinnung, der Erinnerung und des leisen Nachhängens der eigenen Gedanken.
Wir haben uns am letzten Juniwochenende im 10. Jahr unseres Bestehens zum 9. Mal im „Entenfang“ getroffen. Wieder erlebe ich dieses Begrüßungszeremoniell, wieder werden Zeltplanen und Gestänge zu bunten Zeltbehausungen und wieder einmal ist lautes Lachen unter dem Blätterdach zu hören. Die lange Tafel füllt sich mit Kuchenblechen und Kaffeetassen. An einer Leine zwischen zwei Bäumen sind alte Posterraritäten aufgehangen und aus alten Zeiten liegen auf einem anderen Tisch die Poster von CÄSAR, der Bigband und den Spielern. Auch altes Vinyl wurde mitgeschleppt, um einen neuen Liebhaber zu finden.
Endlich wieder mal in Ruhe miteinander reden und in Erinnerungen schwelgen. Viele haben sich lange Zeit nicht gesehen und einige sind neu in der Runde. Wir lauschen den Liedern und Gitarrenklängen und versuchen es mit gemeinsamen Gruppengesang bei „Clementine“, gelernt ist gelernt. Auf diese Weise kann man sehr angenehm Zeit verbringen. Der Regenschauer ließ uns noch etwas mehr zusammenrücken. Das sind keine Regentropfen, denke ich so für mich, wahrscheinlich sind es Freudentränen, ein Gruß von ganz weit oben, von da, wo meine Gedanken sind. Hey Alter, was hast Du denn gedacht, was hier ohne Dich machen werden? Die „Bauernpolka“ geht weiter!
Auf Kaffee und Kuchen folgen Bier und Gespräche, im Sitzen und im Stehen, am Tisch und zwischen den Bäumen. Als zum obligatorischen Gruppenfoto gerufen wird, ist die Meute vollzählig und die Stimmung ausgelassen.
Was wäre so ein Zusammensein ohne die Lieder, die uns binden, ohne das gemeinsame Gefühl dahinter, das uns glücklich und traurig macht, uns eint. Da sitzen Zwei von uns zu vorgerückter Stunde auf so einer klapprigen Bank vor der Bühne und zelebrieren die Lieder, die wir gemeinsam singen: Gänselieschen, Apfeltraum, Fenster zu, Gelber Mond. Endlich kann ich auch wieder die „Rose“ mitsingen und meinen Gefühlen bei „Besinnung“ freien Lauf lassen. Die anderen tun’s ja auch.
In dem Maße, wie die Nacht dunkler wird, sind die Lieder älter, die wir singen. Da erklingt schon mal „Sagen meine Tanten“ als Massenchor und „Swing Low Sweet Chariot“ als Volksgospel a la Entenfang mit gefühlvoll traumtänzerischen Solo-Einlagen. Wir huldigen den Beatles mit „You’ve Got To Hide Your Love Away“ und zum Ausgleich besingen wir den „Ruby Tuesday“ der Rolling Stones.
Weit nach Mitternacht müssen die Enten auch noch „Hallo, Mary Lou“ und „Hang On Sloopy“ aushalten und kurz bevor das letzte Bier aus dem Hahn fließt, schaffen wir auch noch „Mamor, Stein und Eisen bricht“ in das Morgengrauen zu schmettern. Die Melodien kann noch jeder und die Texte sitzen erstaunlich sicher. Aber Hallo!
Danach bin ich glücklich, habe glühende Fußsohlen vom Tanzen und eine Timbre wie Joe Cocker in der Stimme. Das lodernde Feuer findet kaum noch Nahrung und einige haben schon den Heimweg in die Nacht angetreten. Beim Schlüpfen in meinen Schlafsack kann ich schon zufriedene Schlafgeräusche aus der näheren Umgebung hören.
Als ich morgens meinen Kopf aus dem Zelt stecke, schaut mich ein Kameraobjektiv an – „Weggefährten“ können manchmal ganz schön gierig auf so einen Momente lauern. Diese und andere Schnappschüsse werden sich später auf einer CD finden, als Erinnerung an das Jahr und die Zusammenkünfte davor.
Das neunte Fanclubtreffen in unserem zehnten Jahr endet traditionell beim gemeinsam Morgenkaffee und klingt mit einer immer kleiner werdenden fröhlichen Runde im Freien aus. Immer wieder ein kurzes „Tschüß“ und ein trauriges „Bis denne!“ und wieder verabschiedet sich ein Auto in eine der vier Himmelsrichtungen. Dann also „Bye Bye“ und „Wiedersehen“ spätestens bei einem der nächsten Konzerte im Leipziger „Anker“ oder vor einer anderen Bühne. Irgendwo wirst Du immer einen „Weggefährte“ treffen!