
In meinem neuen Buch "Die Reise des sächsischen Trommlers" (ISBN 978-3839136010) habe ich ein ganzes Kapitel dem Andenken meines Freundes und Kollegen Cäsar gewidmet. Heut an seinem Geburtstag möchte ich die Gelegenheit nutzen und einen kleinen Ausschnitt daraus vorstellen:
"...Eine besonders kuriose Begebenheit, die schließlich auch zur Auflösung der Band führte, möchte ich kurz beschreiben:
Nach ersten Konzerten und Rundfunkproduktionen trafen wir uns eines Vormittags im bereits erwähnten Leipziger „Haus der heiteren Muse“. Tagesziel war die Teilnahme an der damals sehr populären Jugendsendung „Rund“, die zeitversetzt live über den Sender ging. Wir bezogen unsere Garderobe und bestaunten schon auf dem Weg dorthin einige „richtige Rockstars“, die uns auf den Fluren in Metall, Lack, Leder und anderen mehr oder weniger phantasievollen Kostümierungen begegneten.
Seltsamerweise wurde uns erst jetzt klar, dass unser Auftritt in der Sendung im Vollplayback ablaufen sollte. Das bedeutete: die gesamten Musikbeiträge wurden vom Band eingespielt, und die Musiker bewegten dazu ihre Instrumente, ihre Lippen und andere Körperteile.
Irgendwie brach sich nun in einigen von uns ein unbändiger Zwang zur Originalität seine Bahn, und so fuhr Dix schnell noch mal nach Hause und brachte von dort eine bunt bemalte Wandergitarre und eine schon altersschwache Zither mit. Erwin hatte eine Ziehharmonika dabei, und ausgestattet mit diesen Requisiten gingen wir an die Verwirklichung unseres Planes. Vorher vollführten wir jedoch nach ausgiebigem Genuss diverser geistiger Getränke noch eine lautstarke Krawallsession in unserer Garderobe.
Bei den ersten Kameraproben agierte „Cäsars Rockband“ noch recht brav und konventionell, doch dann zur Sendezeit ließen wir die Katze aus dem Sack. Bernd saß am Schlagzeug, vollführte dort kuriose Verrenkungen, die einen echten Poptrommler zum neidvollen Erblassen gebracht hätten. Erwin und Knut hatten sich mit inzwischen zwei Zerrwänstern (volkstümlicher Ausdruck für Ziehharmonikas) eine fidele Choreographie ausgedacht, die hauptsächlich im rhythmischen Aufstehen und Hinsetzen bestand. Dix saß in einer Bühnenecke und hieb mit kaputten Trommelstöcken auf die bedauernswerte Konzertzither ein, als gelte es, all die angestauten Aggressionen mit wenigen Schlägen zu kompensieren..."
Viel Freude beim Lesen der Geschichten wünscht Wolfram Dix!