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Mittwoch, 23 Oktober 2013 08:47

Cäsar – nämlich sind wir glücklich 3.10.2013

Das Telefon klingelt. Es ist frühmorgens, kurz nach Sieben und eine traurige Stimme am anderen Ende der Leitung sagt nur: „Heute Nacht ist er verstorben.“ Dann kommen die Tränen, ich kann sie nicht mehr halten, denn von nun an würde CÄSAR fehlen. Das war der Morgen vor fünf Jahren, am 23. Oktober 2008. Er hätte es so gerne gehabt, dass „es noch einmal rundelt“ und seitdem es bei mir gerundelt hatte, steht ein kleines Apfelbäumchen in meinem Garten. Sicher ist er dort, wohin ich auch noch komme. Doch vorher möchte ich, dass es auch bei mir noch mindestens ein Mal, besser zwei Mal, rundelt.

Fünf Jahre nach diesem Morgen ist er bei vielen noch immer so allgegenwärtig, als wäre er da. Nicht weil sie alle gläubig wären, sondern weil dieser Typ es geschafft hat, überall seine Spuren und seine Gedanken zu hinterlassen und weil diejenigen, denen er über den Weg lief, sich gern anregen und mitnehmen ließen. Mit solchen Geschichten, von Musikern, Weggefährten und Fans erzählt, könnte man sicher ein ganzes Buch füllen. Mit seinen Noten und Partituren sicher auch. Mit den vielen Fotos hätte man einen Bildband und für einen Dokumentarfilm würde es wahrscheinlich auch reichen. Dies alles wäre das etwas frischere Zeitenbild, der sicher etwas weitere Blickwinkel, als der beschränkte Focus, den die sensationsgeile und nach Geld gierende Journaille seither über der Rockmusik und deren Protagonisten im Staate DDR genüsslich ausschüttet. Als CÄSAR-ARCHIV wird dieser Fundus irgendwann der Allgemeinheit zur Verfügung stehen. Der Anfang dafür ist bereits gemacht.

Irgendwie, so scheint mir, ist es geschichtliche Tragik, dass uns noch immer bei jeder passenden oder unpassenden Gelegenheit die staatlichen Repressalien und Auswüchse der DDR um die Löffel geballert werden, die vielen kleinen menschlichen Wunder und guten Taten vieler aber, die hier lebten und mit ihrem Schöpfertum jeden Tag neu ausfüllten, um ihn lebenswert zu gestalten, werden von dem einen Teil schlicht vergessen und vom anderen bewusst ignoriert. Nur einige „Unverbesserliche“ meinen stur, auch weiterhin ihre Sichtweise bewahren zu müssen, die Lebensleistungen von Menschen, wie PETER CÄSAR GLÄSER einer war, inbegriffen.

Deshalb ist CÄSAR für mich noch immer präsent. Mir hätte das auch mit jedem anderen passieren können, nur hat mich seit dem Ende der 60er Jahre keiner so sehr innerlich berühren können, wie er. Ich bin nun mal 1949 von meiner Mutter in dieses Land hinein geboren und von meinem Vater über die Jahre geprägt worden. Mit allen Widersprüchen, denen einer sich hier aussetzen und stellen konnte. Perfekt war ich dabei nie und klug scheißen war und ist auch nicht mein Ding. Wohl deshalb schwanke ich noch heute „zwischen Liebe und Zorn“, mag nicht blind mitjubeln, versuche auf meine Art anders zu gestalten und wenn es denn sein muss, werde ich „im Bauch des Riesen“ mit anderen ein wenig für Unruhe sorgen. Auch das hat CÄSAR vielen mit auf den Weg gegeben. So sehr ich die Ruhe schätze, so sehr braucht es Veränderung, um sie scheinbar zu erreichen.

Heute ist für mich so ein Tag der scheinbaren Ruhe. Ein Tag, an dem ich mir die Zeit nehme, darüber nachzudenken, ob „der Mensch des Menschen wert ist“ und was ich tun kann, damit ein Traum, der auch meiner ist, dass der „Mensch den Menschen ehren“ möge, einst wahr sein wird. Dies und noch viel mehr verbinde ich heute mit CÄSAR.
Ich verbinde es mit den Liedern, die er zur Gitarre sang und dem Gefühl, dass sie hier im Osten des Landes entstanden, weil sie, gewollt oder ungewollt, einen ganz intimen Teil der Denke hierzulande spiegeln. Hier wurden und werden sie gehört und eben auch verstanden und von vielen gefühlt. Einer bin ich, der im Jahre fünf nach seinem Tod heute, aber auch sonst, an CÄSAR und all die anderen „Renfts“ denkt. Und wisst ihr was, damit bin ich nicht allein. DANKE für die Unruhe, mein CÄSAR, und für die „Rose“ sowie das „Apfelbäumchen“ auch. Was dein Lied gesät, geht auf in fremden Köpfen, es findet Lachen, findet Weinen und nämlich sind wir glücklich.
Kommentare:
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