
Schweinshaxe a la Entenfang 2013
Dem Eisbein werden viele schöne Episoden nachgesagt. Eine davon berichtet, dass die Aussicht auf dessen Verzehr jedes Jahr eine kleine fröhliche Schar von Weggefährten nach Torgau zum Entenfang lockt, um in der dortigen Gastlichkeit gemeinsam die Zeremonie des Verspeisen zu vollziehen. Meist geschieht das in der Zeit vor Weihnachten und manchmal, wenn die Sehnsucht gar zu groß wird, auch noch einmal in der Zeit der großen Kälte zu Beginn des Jahres.
Bis zum Heiligen Abend sind es nur noch fünf Wochen, also höchste Zeit für die Schweinshaxe a la Entenfang zu Torgau. Der Novembertag ist sonnig frisch, aber im Ofen der Gaststube von Renate und Karli lodert hell ein wärmendes Feuer. Nach und nach trifft man(n) und Frau hier ein und wie bei solchen Gelegenheiten üblich, machen Neuigkeiten und Scherze die Runde. Lange nicht mehr gesehen und natürlich sofort wieder erkannt. Es gibt Bier für die durstigen Kehlen und Sprite für deren Fahrer. Für die Alleinfahrer sowieso, da beißt die Maus keine Löcher in den Käse oder so ähnlich.
Wenn sich Weggefährten und Musikliebhaber treffen, gibt es viel zu erzählen, quasi ein Mal durch das Muggen-Leben und zurück: Da kennen und lieben sich nämlich zwei aus der bunten Truppe schon viel länger als eine halbe Ewigkeit und haben nun dennoch den Schritt vollzogen, dies auch standesgemäß zu dokumentieren. Herzlichen Glückwunsch, Tamara und Achim, und mögen Euch noch viel Glück und eine ganz lange gemeinsame Zeit beschieden sein. Schöner Nebeneffekt des Tages, all die Getränke rund um Eisbein und Tischgeschwätz gehen auf deren Rechnung. Schade nur, dass ich Alleinfahrer bin und nach der dritten Sprite keinen Durst mehr verspüre.
Einer aus der lustigen Truppe , der eigentlich auch heute wieder hier sein sollte, fehlt. Der Schlag, der ihn aus heiteren Himmel traf, hat sein Hiersein von jetzt auf gleich in andere Bahnen gelenkt und an einen anderen Ort gebracht. Das Geschehen hat uns alle sehr betroffen gemacht. Unsere Gedanken sind in Berlin und die Hoffnung bekommt Flügel. Wir denken an Dich, mein Freund, und wir hoffen, Du kannst unsere Gedanken spüren. Niemand auf dieser Welt sollte in solchen Situationen allein sein, vor allem dann nicht, wenn er Teil einer, von Emotionen geprägten, Gemeinschaft ist.
Irgendwann stehen die Teller mit den leckeren Haxen, zu Eisbeinen a la Entenfang gegart, vor uns auf dem Tisch. Die Zeremonie kann beginnen und plötzlich ist es auffallend still im Raum, vom Klappern der Bestecks mal abgesehen. Erst als der letzte Happen verspeist, die Knorpel für Lily & Co. in Beuteln und Tupper-Dosen verschwunden und die ersten Zigaretten zur Verdauung geraucht sind, werden die Themen wieder aufgegriffen und, nunmehr philosophisch aufgewertet, auch neu besprochen. Mit anderen Worten, es geht lustig zu, wie das bei uns üblich ist. Da merkt man nicht, wie schnell die Zeit vergeht, dass es schon Kaffee gibt und Tamara die liebevoll gekauften Kuchenstücken auf die Teller verteilt. Das „große Fressen“ geht in die Fortsetzung und danach die Raucher, mehr als gut genährt, ein zweites Mal zum Inhalieren nach draußen an die frische Luft. Für die Kälteempfindlichen hat eine gute Seele eine Puhdelmütze auf eine Zaunslatte gesteckt.
Wer die lustige Truppe der Weggefährten schon einmal erlebt hat, der weiß, dass in solchen Minuten die Gedanken auch bei CÄSAR weilen, den wir alle und viele andere auch, nun schon seit fünf Jahren schmerzlich vermissen. Deshalb ist der Barde und seine Musik auch immer irgendwie präsent und sei es „nur“ als neuer Kalender für das kommende neue Jahr. Einer hat immer eine Idee und deshalb gibt es wieder einen schöne, neuen, bunte und besonderen sowieso. Das CÄSAR - Jahr 2014, das Jahr, in dem er seinen 65. Geburtstag begehen würde, ist gerettet!
Als sich die Herbstsonne hinter die Bäume am Rande der großen Wiese duckt, ist Aufbruchstimmung aufgekommen. „Abschied heißt auch Weitergehn“, heißt es in einem der Renft-Klassiker. Der Blick eilt der sinkenden Sonne voraus in den nächsten Tag, in das kommende Jahr. Es wird uns sicher wieder an diesem Ort zusammen führen und bis dahin jedem von uns neues bereit halten. Lasst uns bis zum nächsten Treffen gegenseitig ein wenig Zeit schenken. Zeit zum Innehalten, Zeit zum Verweilen, für Freunde und für die Liebe, Zeit für uns alle, denn nichts ist kostbarer auf dieser Welt, als die Zeit, die wir füreinander haben.